Schach Nienberge 2003 e.V.

Start  ›  1. Mannschaft  ›  3. Spieltag

Georg Kemper	1961	Michael Thesing	1978	1 - 0
Thorsten Schipke	1998	Alfred Richters	1916	0 - 1
Konrad Kluczka	1868	Johannes Höing	1978	o - 1
Waldemar Luft	2118	Benedikt Emming	1746	1 - 0
Rolf Jörgensmann	1790	Joachim Musholt	1720	1 - 0
Klaus Brüner	1760	Guido Janssen	1806	1 - 0
Heinrich Mantler	1737	Dominik Kelecic	1696	remis
Siegmar Scharlow	1644	Manfred Schmeing	1777	remis

An einem schönen verregneten Samstag sollten wir von unserem Höhenrausch, hervorgerufen durch unseren kürzlich errungenen Auswärtssieg, vom bisher verlustpunktfreien Favoriten auf den Boden der Realitäten zurückgeholt werden. Dachten alle. Aber es kam anders. Unser Gegner reiste in stärkster Aufstellung an, wir traten diesmal auch in stärkster Formation in die Arena, bis auf Brett 8.

 

Nach etwa 90 Minuten konnte ich den ersten halben Punt für Heinrich auf der Score-Karte notieren. Sein Gegner kam ihm Schottisch, doch Heinrich spielte das ganz fein und beherrschte mit seiner reiferen Spielanlage das Geschehen. Der schnelle Damentausch beförderte die Partie in rein positionelle Gefilde. Ein nicht sehr spannender aber sehr sauberer Ablauf und als Schwarzer muß man sich unter diesen Gegebenheiten über ein Remis nicht ärgen.

 

Sehenswert danach die Mittel- und Endspielbehandlung von Klaus. Er gab seinen schwarzfeldrigen Läufer für den Königsspringer und sein Damespringer war nach Abtausch aller anderen Figuren stärker als der schwarfeldrige Läufer des Gegners. Dies hätte vielleicht noch kompensiert werden können, ausschlaggebend war dann jedoch ein flinker König. Ein prima Sieg, der auch darauf basierte, daß Klaus seine Figuren nicht einsperrte, wie ja schon mal geschehen.

 

Rolf schien in der Eröffnung in Nachteil zu kommen. Er musste das Zentrum fast völlig aufgeben und tat in dieser Phase des Stillhaltenmüssens das einzig Vernünftige. Er positionierte seine Diagonalfiguren am Damenflügel und zielte auf die Rochadestellung. Seinen Gegner schien dieses offensichtlich überhaupt nicht zu interessieren. Er schuf sich mit f4 und h4 aua Bauernschwächen und lud auch noch die entfernten Schützen zum Scheibenschießen auf den König ein, der, lustig anzusehen, von g2, über h1, h2 nach h3 und wieder rückwärts hüpfte. Dabei fiel noch der ein oder andere Bauer, so daß auch Rolfs Schwerfiguren eindrangen und waagerecht Unruhe stifteten. Die Partie war gewonnen, eine Springergabel bereitete das Ende.

 

Surprise, surprise-wir führten 2,5 - 0,5 .

 

Mein Gegner kam mir erwartet mit Königsfianchetto. Doch anstatt c4,d4,e4 baute ich genau richtig mit d4, e4, f4 auf. Ist ja auch kein Springer da, der stört. Der Gegenstoß e5 nach vorausgegangenem d6 ist nicht möglich wegen Rochadeverlust bei Damentausch. Sc6 aber war hier auch verfehlt, da sich dieser schon nach dem 6. Zug auf seinem Ausgangsfeld wiederfand. Gleich Widerwärtiges geschah dem Dameläufer, der von e6 nach weißem f5 (gut gedeckt, versteht sich) nach Hause zurückhuschte. Ja was für eine Stellung: das Zentrum komplett besetzt, alle Figuren entwickelt und rochiert und die einzigen schwarzen Figuren außerhalb der 8. Reihe waren Sf6 und Lg7. Schwarzens Speerspitze war Bauer c5, der holte dann dezent seine Kollegen nach a6 (sofort a4 gekontert)und b6 hinterher. Weiß schlug im Zentrum mit Linienöffnung und Figurentausch (so vorhanden) zu, schickte den schwarzen König in die Ecke nach h8 und gewann nach taktischer Abwicklung eine Figur. Überheblichkeit kommt vor dem Fall. Mich vollkommen in Sicherheit wiegend, übersah ich blind ein Schach, schwups, die Figur war wieder weg. Damenendspiel mit gleichviel Bauern: Remis 3 - 1.

 

Es spielten noch unsere Cracks an den ersten vier Brettern. Thorsten konnte zum wiederholten Male nicht an sich halten, zog seinen Gegner sofort auf die Matte, machte vor Opfern nicht halt und verschaffte diesem einen Adrenalinschub nach dem anderen. Der war dann augenscheinlich körperlich, nervlich und zeitlich so foxy, daß ein Fehlgriff spürbar in der Luft lag. Doch er tat ihn nicht. Die Partie ging verloren. Auch in der Analyse konnte ich in keiner Phase Gewinn erkennen - Remis leider auch nicht. 3 - 2, es wurde knapp.

 

Waldemars Partie wurde von ihm überzeugend geführt. Gegen Sizilianisch wählte er die geschlossene Spielweise. Er gruppierte seine Kräfte am Königsflügel, so daß keine weiße Figur jenseits der d-Linie zu sehen war. Ein beängstigender Anblick, zumal f4 und g4 auch schon mit Bauern besetzt waren. Und dann (festhalten) gings los. Es rappelte im Karton, eine Qualität wurde geopfert, doch Schwarz verteidigte sich geschickt. Man konnte schon Bedenken hegen, daß der Angriff nicht durchschlägt, ein Remis konnte es jedenfalls nicht geben. Aber Waldemar zeigte es allen, geriet diesmal nicht in Zeitnot und präsentierte seinen Gewinnweg: 4 - 2, singet und frohlocket !

 

Konrad hatte es schwer. Gegen einen starken Gegner lief die Partie von Anfang an suboptimal. Es war jedoch alles noch kein Beinbruch und die Lage schien beherrschbar. Mit einer zugegebenermaßen gekonnten Aktion gewann der Gegner einen Bauern. Nach Materialbereinigung blieben neben beiderseits Bauern dem Gegner noch das Läuferpaar und Konrad Läufer und Springer. Er kämpfte natürlich weiter, zumal mehrfach der Tausch Springer gegen Läufer moglich schien und dann hätte man in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern gesessen. Nach einer wiederum feinen Aktion konnte der Gegner jedoch seine Ziele verwirklichen und einen Läufertausch erzwingen. Dies war gleichzeitig der dritte Minuspunkt für uns: 4 - 3.

 

Doch wir hatten ja noch uns Georg. Er bekam es mit b4, auch als Sokolski-Eröffnung oder den etwas Schlichteren als "Orang-Utan" bekannt, zu tun. Die Behandlung dieses Exoten bereitete Georg keine Probleme, er konnte Initiative entwickeln und gewann einen Bauern. Im Mittelspiel hätte er vielleicht etwas dynamischer agieren (Analyse) und so seinem Gegner die Vereinfachung erschweren können. Dem gelang es nämlich, in ein beiderseitiges Doppelläuferendspiel (auch selten) mit besagtem Minusbauern

zu flüchten. Fast ein Synonym für den Begriff Remis. Nach erneutem Läufertausch blieben die weißfeldrigen Läufer und 2 bzw. 3 Bauern auf dem Brett. Unser Mann mit einem zentralen Freibauern hatte wieder die besseren Karten. Es war spät und die Gäste wollten fahren. Ihre Niederlage stand fest, schlechte Laune stellte sich ein, doch Georg gab kein Remis. In der Verbandsklasse kennt man da keine Verwandten mehr, jeder halbe Punkt zählt. Diesen bescherte uns unser Gegner mit einem Lapsus, Georg tanzte ihn mit dem Quickstep Ld1 aus und gewann. Ja, den halben Punkt, den ich verschenkte bekamen wir durch überschachliche Kräfte so zurück.

 

Dieser Sieg war wichtig für den Tabellenstand und die Stimmung in unserer Truppe. Er wird in dieser Saison nicht der letzte bleiben.

 

 

Siegmar Scharlow

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