Archiv 08/09 - SK Dülmen I gegen Schach Nienberge 03 II 5,5 : 2,5
Dülmen I | DWZ | Ergebnis | SN03 II | DWZ |
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Norbert Stegemann | 1956 | remis | Heinrich Mantler | 1769 |
Wolfgang Grund | 1877 | 0 - 1 | Siegmar Scharlow | 1773 |
Hans-Erich Kötting | 1863 | 1 - 0 | Frank Schulte-Austum | 1768 |
Bodo Nolting | 1809 | 1 - 0 | Rolf Jörgensmann | 1756 |
Erwin Sindermann | 1720 | 1 - 0 | Norbert Temmen | 1618 |
Michael Bienhüls | 1747 | 1 - 0 | Lars Hagemann | 1607 |
Andreas Weise | 1682 | 1 - 0 | Dr. Laszlo Henninger | 1677 |
Klaus-Peter Hoffmann | 1588 | 0 - 1 | Tim Melkert | 1868 |
Spielbericht
Eigentlich sollte ich für diesen Spielbericht ja noch Input zu einzelnen Partien erhalten. Der ist jedoch ausgeblieben, so dass ich hier nur über meine eigenen – recht sparsamen – Beobachtungen berichten kann.
Ich fuhr am Samstag mit unserem halben Mannschaftsbus (sprich der alte Ford Mondeo der Familie Temmen) von Nienberge aus nach Gievenbeck, um dort durch das Zuladen der Schachfreunde Henninger, Jörgensmann und Scharlow auf halbe Mannschaftsstärke zu kommen. So fuhren wir gemeinsam nach Dülmen – sehr wohl in dem Bewusstsein, dass wir nicht nur durch das Fehlen von Dirk Keller und Frank Dirks höchstens Außenseiter-Chancen haben würden.
Wir waren schon recht früh im Spiellokal. Nach uns – aber noch rechtzeitig vor Spielbeginn – kamen Heinrich Mantler und Tim Melkert, der dankenswerterweise als Ersatzspieler eingesprungen war. Wir waren also zu sechst, aber auch um kurz nach vier leider immer noch nicht mehr, so dass wir in Unterzahl anfingen...
Gegen 16:30 Uhr trudelten dann glücklicherweise noch Frank Schulte-Austum und Lars Hagemann ein. Sie hatten vergeblich beim anderen Dülmener Spiellokal, der alten Spinnerei, nach uns gesucht. Was auch immer die Ursache gewesen sein mag, ein Kommunikationsproblem oder Lese-/Rechtschreibschwäche, ich weiß es nicht...
Nachdem nun alle am Brett saßen, zeigten sich auch schon die ersten dunklen Wolken am Horizont: Rolf hatte nach schnellem Spiel schon sehr frühzeitig eine äußerst fragwürdige Stellung auf dem Brett. Ob es wieder der Rubinstein-Franzose gewesen war, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall war er an diesem Tag der erste, der seinem Gegner gratulieren musste. Zusatz Siegmar: Rolf spielte gegen die Bird-Eröffnung. Er war der Meinung, sich mit seiner Rochade noch Zeit nehmen zu können, um wichtigere Angelegenheiten zu erledigen. Jedoch war dies dann plötzlich nicht mehr möglich und dem Gegner blieben alle Möglichkeiten, Rolfs zentralen König zu attackieren. Das Resultat ist bekannt.
Nach einer gewissen Zeit ging es dann Schlag auf Schlag: Frank Schulte-Austum, Lars Hagemann und Laszlo Henninger gaben auf. Die genaue Reihenfolge ist mir entfallen, und die jeweiligen Ursachen habe ich nicht mitbekommen – das Zwischenergebnis war aber auf jeden Fall ein 4:0 für Dülmen. Sollte es wieder eine ähnliche Klatsche geben wie vor ca. einem Jahr gegen Beelen? Die Bedenken waren begründet, weil es entgegen unserer Erwartungen und entgegen der Papierform zu diesem Zeitpunkt auch bei Tim Melkert nach Punktverlust roch. Zusatz Siegmar: Laszlo spielte mit Sf3 und c4 gegen f5, erzielte Übergewicht im Zentrum und das schwarze Gegenspiel am Damenflügel wirkte keinesfall furchterregend. Durch eine Ungenauigkeit verlor Laszlo einen Bauern im Zentrum und geriet auch positionell deutlich in Nachteil. Eigenem statement entsprechend verlor er dadurch die Lust und auch gleich Material auf Figurenebene. Lars stellte sich Königsindisch gegen Englisch auf. Es sah alles ganz harmonisch aus und wie es zum Verlust der Partie kam, entging mir völlig. Mehr kann ich über Franks Partie auch nicht berichten, nur dass auch er gegen einen königsindischen Aufbau spielte und es anfangs sehr gut aussah.
Das waren die 4 Partien, die den Mannschaftskampf entschieden und die sich in 0 Punkte auflösten.
Ein kurzes Zwischenhoch kam auf, als es Siegmar mit den schwarzen Steinen gelang, seinen Gegner zur Aufgabe zu zwingen. Nach meinem Empfinden war er an diesem Tag der einzige von uns, der in Top-Form gespielt hatte. Zusatz Siegmar: Ich musste gegen das sizilianische Gambit spielen, welches ich noch nie auf dem Brett hatte. Nach späterer Befragung der Literatur stellte sich heraus, dass ich dies ordentlich bewerkstelligte. Sehr bald verschwanden im Sekundentakt vier Leichtfiguren und zwei Bauern vom Brett. Eine kleine Ungenauigkeit kostete mich den Mehrbauern, verschaffte mir aber eine offene Turmlinie, auf welcher ich den vorherigen Materialvorteil wiederherstellen konnte. Mein Gegner spielte nun vollkommen ideenlos und wartete nur auf Fehler von mir. Von insgesamt 45 Zügen führte er sage und schreibe 12 mit der Dame aus. Von einem vor kurzem noch Verbandsklassespieler am zweiten Brett sollte man mehr erwarten. Das aktive Spiel wurde von dem mit mehr als 100 DWZ-Punkten weniger auf dem Konto habenden Spieler praktiziert, der sich so auch einen vorgerückten Freibauern verschaffte. In schon bedenklicher Stellung griff Weiß zu einer taktischen Abwicklung, die ihm meine Dame und einen Bauern gegen seine zwei Türme eintrug. Mein Freibauer auf der 3. Reihe war jedoch nicht aufzuhalten. Mein Gegner fragte mich nun, ob wir Remis machen sollten. Das fand ich dann aber zu witzig und stellte die Gegenfrage, wie lange er denn noch weiterzuspielen gedenke. Nachträglich habe ich mich für meine ungezogene Äußerung per e-mail entschuldigt.
Wie auch immer Tim (oder sein Gegner?) es geschafft haben mag – plötzlich hieß es 1:0 an Brett acht für Nienberge. Trotzdem war zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass ein Unentschieden für uns nicht mehr erreichbar war, da Heinrich an Brett eins gegen den letzten verbliebenen Bauern und gegen die Gewinnversuche seines Gegners ums Remis kämpfte. Irgendwann stellte die Dülmener Nummer eins diese Gewinnversuche ein, und mit der Punkteteilung war der Mannschaftskampf endgültig verloren.
Meine Partie war vom gegenseitigen Auslassen von Chancen gekennzeichnet. Beim Übergang von der Eröffnung zum Mittelspiel hätte ich einen Bauern gewinnen können, traute mich aber nicht zu zugreifen, weil ich irrigerweise der Meinung war, meine Königsstellung würde dadurch zu stark geschwächt. Um den dreißigsten Zug hätte ich Läufer und Springer für einen Turm gewinnen können. Das wäre wahrscheinlich die Entscheidung gewesen, weil es zusätzlich zum Materialgewinn mit einer Öffnung der gegnerischen Königsstellung einhergegangen wäre (der berühmte Schachspieler-Konjunktiv!!!). Das Ernüchternde aus meiner Sicht: Ich habe diese simple Kombination, die mir zu Hause als Aufgabe in einem Taktikbuch innerhalb von Sekunden aufgefallen wäre, schlicht und ergreifend nicht gesehen!!! Darüber hinaus bot sich mir noch an anderer Stelle die Möglichkeit, einen Bauern zu gewinnen. Und auch mein Gegner konnte zwischenzeitlich entscheidendes Material gewinnen und hat es nicht gesehen. Schließlich viel in beiderseitiger Zeitnot die Entscheidung, als ich eine Figur für zwei Bauern geben musste. Nach der Zeitkontrolle spielte ich noch einige Züge, wobei sich herausstellte, dass die beiden Bauern auf Dauer nicht zu halten waren. Deshalb gab ich auf.
Norbert Temmen
Zusatz Siegmar: Wenn man mit einer nicht mehr homogenen Mannschaft zum wichtigsten Spiel der Saison fährt, kann das nichts werden. Dennoch stelle man sich einmal vor, Norbert hätte seine zahlreichen Gewinnchancen genutzt und irgenwo anders wäre noch ein halber Punkt hergekommen !!!