Archiv 08/09 - 28.03.2009 Schach Nienberge 03 I - SG Raesfeld/Erle I
Spielergebnis 4,5 : 3,5
Remmeke, Hans | 2109 | 1:0 | Wilger,Frank | 2021 |
Kemper, Georg | 1965 | 0:1 | Brömmel,Rudolf | 1976 |
Lipkin, Ilja | 1898 | 1:0 | Gesing,Felix | 1826 |
Becker, Daniel | 1870 | ½:½ | Bölker,Franz | 1833 |
Kluczka, Konrad | 1846 | 0:1 | Bergemann,Martin | 1848 |
Luft, Waldemar | 1873 | 1:0 | Pliete,Christian | 1707 |
Schipke, Thorsten | 1922 | ½:½ | Brömmel,Chris | 1803 |
Scharlow, Siegmar | 1735 | ½:½ | Fasselt,Hendrik | 1776 |
Spielbericht
Zum vorletzten Spiel gegen die SG Raesfeld/Erle I musste ich als Ersatz am letzten Brett einspringen, weil 3 Stammspieler nicht einsatzbereit waren. Wir wollten natürlich alle Karten für den greifbar nahen Aufstieg in der Hand behalten und ein Sieg sollte schon her.
Ich durfte auch sehr bald den ersten halben Punkt beisteuern. Die Abtauschvariante des Damengambits beantwortete mein Gegner recht forsch aber fraglich. Er fianchettierte den Dameläufer und zog seinen Turm nach c8, um mittels c5 das weisse Zentrum zu attakieren und möglichst zu zerschlagen. Er hatte aber nicht mein Springermanöver im Kalkül. Von c3 über b5 nach a7 auf c6. Das nervige dieses Manövers war, dass mein Springer mit jedem Zug eine andere schwarze Figur angriff und die schwarzen Züge somit forciert waren. Auch dass sich der fanchettierte Dameläufer für den Springer hergeben musste war erzwungen. Nun war der ganze schwarze Plan über den Haufen geworfen. Mir fiel allerdings am Brett auch nichts mehr ein, die Partie verflachte und versandete im Remis.
Georgs Gegner verteidigte völlig unorthodox mit Sc6 gegen d4. Er büßte dafür mit vielen Tempi, Rückstand in der Entwicklung und beengter Stellung. Auch die taktischen Chancen lagen bei Weiss. Georg jedoch überzog die Stellung und baute sich diverse Schwächen ein. Dies nutzte sein Gegner zu einem schmerzlichen und nicht mehr zu parierenden Konter. Wir lagen 0,5 – 1,5 hinten.
Dann remisierte Thorsten. Er spielte sehr schön Sizilianisch und übernahm bald Initiative. Auch halboffene Linien okkupierte er mit seinen Schwerfiguren. Allerdings gelang ihm auch keine entscheidende taktische oder strategische Aktion, so dass er sich mit der Punkteteilung begnügen musste.
Wir hatten ja noch unseren Punktegaranten Waldemar. Da musste uns auch trotz des Rückstandes nicht bange sein. Auch wenn er in seiner Spanischen Partie nicht fehlerfrei spielte, war es sein Gegner, der unter dem weissen Angriffsdruck zusammenbrach. Zu viele taktische Varianten zermürbten seine Widerstandskraft und er griff ein- , zweimal fehl. Jetzt half es auch nicht mehr , sich tapfer zu verteidigen, denn Waldemar nahm sich alle Ruhe, seine gewonnene Partie auch in zählbares umzumünzen. 2 – 2 Ausgleich !
Sollte aber nicht lange halten, denn Konrad spiele sein Damenfianchetto zwar optisch gut, jedoch fehlerhaft im Mittelspiel. Seine doch beeindruckende Bauernmacht auf den zentrale Feldern harmonierte nicht mit seinen Figuren. Alles war plötzlich angreifbar und der schwarze König so was von überhaupt nicht mehr geschütz, dass Abzüge und entscheidender Materialverlust die Folge waren.
Gegen Sizilianisch spielte Daniel geschlossen, um sich jedoch bald prächtig zu entwickeln. Seine Stellung war in der Tat eine Pracht. Alles bewglich und mit viel Raumüberlegenheit. Er fand aber verdammt nochmal keinen Gewinnweg. Seine Einwilligung in das Remis war Ausdruck dessen. Noch am Spielabend fand er in der Analyse den Gewinn, .... nachträglich. Klar hat er sich da etwas geärgert. Es stand nun 2,5 – 3,5 und es wurde eng.
Nun waren die beiden verbliebenen Schwarzspieler gefragt. Das Morragambit wird zwar selten gespielt, aber Ilja musste sich damit auseinandersetzen. Er stand dann auch ziemlich beengt, spielte jedoch sauber und abgeklärt und vergass dabei selbstverständlich auch die Entwicklung nicht. Über beinahe 4 Stunden musste er sich verteidigen, behielt jedoch immer den Mehrbauern. Irgenwann verlor dann Weiss die Initiative und Schwarz gewann noch einen weiteren Bauern. Im Turmendspiel realisierte Ilja seinen Materialvorteil sehr abgeklärt und konnte am Ende noch schön spielen. Wie sagte er nach der Partie treffend: “Wenn ich ein Bauernopfer annehme, muss ich erst mal leiden”.
An Brett 1 musste nun der Mannschaftskampf entschieden werden. Hans spielte ohne Vobereitung c5 auf d4. Auch ungewöhnlich aber dennoch spielbar. Sein Gegner meinte nun wohl, einen Bauern ins Geschäft stecken zu können, um Hans weiter unter Druck zu setzen. Genau das geschah dann auch. Aber deckungsgleich zu Iljas Partie behielt Hans alles im Griff, obwohl er noch deutlich beengter stand als Ilja zuvor. Alle Angriffsversuche des Weissen konnte er durchschauen und parieren. Auch hier gelang dem Führer der schwarzen Steine ein weiterer Bauerngewinn. Beide gerieten nun in drastische Zeitnot. Keiner von beiden konnte mehr notieren. Wer jedoch Hans kennt, weiss, dass er damit prima klarkommt. Ein Remisgebot des Gegners lehnte er auch noch eiskalt ab und fand sich nach der Zeitkontrolle in einem Doppelturmendspiel mit je einem Mehrbauern auf beiden Flügeln wieder. Georg kommentierte das so: “Hans hat Spass und sein Gegner Kampfmoral”. Der schwarze König machte jetzt mobil und Weiss konnte seine Verteidigung nicht mehr organisieren. Weiss brachte zwar noch ein schönes Scheinopfer eines Turmes, welches jedoch nur aufgrund seiner Attraktivität zu loben war. Der Gewinn war jetz sogar noch einfacher.
Es war bis zum letzten Zug ein spannender Mannschaftskampf, der uns einen knappen aber verdienten Sieg eintrug. Der Aufstieg in die Verbandsliga ist damit praktisch besiegelt, da wir wohl im letzten Gefecht nicht 1- 7 verlieren werden und gleichzeitig der SK III 8 – 0 gewinnt.
Siegmar Scharlow