Archiv 08/09 - 06.12.2008 Schach Nienberge 03 I - SK Münster 32 III
Spielergebnis 5,5 : 2,5
Remmeke, Hans | 2107 | ½:½ | Chilla, Jan Eric | 1851 |
Kemper, Georg | 1971 | 1:0 | Greßhoff, Werner | 1897 |
Schäfer, Günter | 1961 | 1:0 | Kuessner, Thilo | 1862 |
Lipkin, Ilja | 1898 | 1:0 | Wingenfeld, Klaus | 1865 |
Webner, Dennis | 1839 | 1:0 | Gottkehaskamp, Philipp | 1839 |
Becker, Daniel | 1870 | ½:½ | Virnyi, Julius | 1869 |
Kluczka, Konrad | 1846 | ½:½ | Stremmer, Hans-Dieter | 1858 |
Melkert, Tim | 1868 | 0:1 | Raddatz, Uwe | 1859 |
Spielbericht
Manchmal kann es recht frustrierend sein, Partien im Nachhinein mit dem Computer zu analysieren. Dies trifft insbesondere auf unser Viertrundenmatch gegen die dritte Mannschaft des SK Münster zu. Aber der Reihe nach:
Am Nikolaustag waren sämtliche Voraussetzungen für ein Spitzenspiel gegeben; schließlich empfingen wir als amtierender Tabellenführer den ebenfalls noch ungeschlagenen Tabellenzweiten. Die Aufstellung des SK nötigt schon einigen Respekt ab, ist das Team doch etwa zu gleichen Teilen mit erfahrenen Routiniers und jungen Talenten besetzt. Folglich waren auch wir bemüht, unsere besten acht an die Bretter zu bekommen. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Ersatzmann Tim, der sich sofort bereit erklärt hat, unser Team zu verstärken...
Beide Teams gingen folglich hochmotiviert in die letzte Begegnung des Jahres, würde doch eine Niederlage bereits bedeuten, einen großen Teil der Aufstiegshoffnungen begraben zu müssen.
In diesem Sinne wurde den (zugegeben recht wenigen) Zuschauern dann auch mutiges und spannendes Schach geboten.
Besonders spektakulär entwickelte sich dabei die Partie der beiden Topleute an Brett 1: Jan Eric Chilla, der bislang eine herausragende Saison spielt, setzte Hans von Beginn an unter Druck und attackierte den unrochierten König und dessen in der Brettmitte befindliche Gattin. Nach gerade einmal 15 Zügen musste Hans Dame gegen Turm und Läufer geben und in der Folgezeit ums Remis kämpfen.
Nicht besser sah es am fünften Brett aus, an dem ich mit einem sehr frühen Bauernsturm eher meinen eigenen als den gegnerischen König geschwächt hatte und schließlich einen Bauern einbüßte.
Sehr souverän agierte dagegen Georg an Brett zwei: Sein Gegner hatte ihn mit einem angenommenen Damengambit zu überraschen versucht, sah seine Figuren jedoch schon bald den permanent verstärkten Drohungen des Weißen ausgesetzt. In der Vielzahl der Motive patzte er dann und stellte eine Leichtfigur ein. Aufgabe nach gerade einmal 17 Zügen und damit die 1:0-Führung für uns waren die Folge.
Die Freude darüber währte allerdings nur kurz. Tim sah sich am achten Brett von seinem Gegner stark in die Mangel genommen, verpasste dann leider im rechten Moment eine hervorragende Möglichkeit, Materialgewinn zu erzielen und konnte sich in der Folge auch durch ein Qualitätsopfer keine Entlastung mehr verschaffen. Der Ausgleich für den SK, 1:1.
Nach etwas ungenauem Spiel seines Gegners gelang es Hans dann tatsächlich trotz akuter Zeitknappheit, das Materialverhältnis zu seinen Gunsten zu wenden, so dass sein Gegner sich mit Remis durch Dauerschach begnügen musste. Gerade noch einmal gut gegangen...
Auch die Partie an Brett sechs, die Daniel und sein Gegner nach dem Damentausch im vierten Zug recht ruhig angelegt hatten, endete mit einer Punkteteilung. 2:2.
Weniger ruhig ging es am Nebenbrett zu, an dem Konrad und Dieter Stremmer auch mit reduziertem Restmaterial noch eine Menge Drohungen füreinander heraufbeschworen. Im Endspiel mit Turm und Springer auf beiden Seiten ergaben sich hüben wie drüben einige interessante Mattmotive, so dass die Partie, nachdem sich beide Parteien sehr umsichtig verteidigt hatten, ebenfalls im Dauerschach endete.
Beim aktuellen Spielstand von 2½:2½ lohnte für die Beobachter mittlerweile ein Blick auf die noch laufenden Duelle, denn zu diesem Zeitpunkt war der Ausgang des Matches beim besten Willen noch nicht absehbar.
Ich hatte zunächst eine Figur geopfert, um nach dem erlittenen Bauernverlust weiter anzugreifen. Während sich dieses Opfer zunächst als grober Fehler herausstellte, zeigte mir mein Computer bei der häuslichen Nachbetrachtung dann auf, wie ich nur zwei Züge später mit einem zweiten Opfer forciert Philipps Dame hätte gewinnen können. Nach dem stattdessen erfolgten Damentausch ließ Philipp mir trotz Minusfigur noch ein paar Chancen, Gegenspiel zu entfalten.
Und tatsächlich patzte er im 32. Zug erneut, wie mir mein Computer wie üblich gnadenlos vorhielt; ich übersah jedoch mit nur noch drei Minuten auf der Uhr ein sechs(!)-zügiges Matt – nach menschlichen Maßstäben vermutlich entschuldbar. So ließ ich meinen Gegner also zum zweiten Male mit klarem Vorteil entschlüpfen.
Zeitnot war auch das beherrschende Thema an Brett drei, an dem Günter sich in einem Endspiel mit Minusbauern mit starken Remistendenzen befand. Hier übersah dann sein Gegner im 37. Zug einen plötzlichen Figurengewinn, als Günter alle Figuren auf die Farbe des weißen Läufers stellte.
Eine starke Vorstellung bot ohne Frage Ilja an Brett vier, der seinen Gegner bereits nach wenigen Zügen völlig überspielt zu haben schien, sich dann aber noch lange durch ein vorteilhaftes Turmendspiel quälen musste. Am Ende stand aber dann doch ein verdienter voller Zähler und damit die erneute Führung für Nienberge.
Somit ergab sich für die beiden noch kämpfenden Spieler des SK eine undankbare Situation: Beide konnten ihre Partien unter normalen Umständen nicht verlieren, mussten nun allerdings im Mannschaftssinne bedingungslos auf Sieg spielen.
Günters Gegner brach nun alle Brücken hinter sich ab und schob seinen König unaufhaltsam nach vorne, während Philipp in einer wenig beneidenswerten Lage steckte. Obwohl eine Figur mehr auf dem Brett, waren König und Turm bewegungsunfähig, während der Läufer und der andere Turm wegen Matt beziehungsweise Figurenverlust an Verteidigungsaufgaben gebunden waren. So versuchte er ein doppeltes Figurenopfer, das allerdings nur zum Dauerschach führte. Da ein Remis aber für die Mannschaft zu wenig war, spielte er weiter in der Hoffnung auf ein mögliches Matt, musste letzten Endes aber sogar noch seine Niederlage quittieren. Trotz einiger verpasster Chancen auf jeden Fall großen Respekt vor dieser mannschaftsdienlichen Spielweise, gerade weil ich es am ersten Spieltag anders erlebt habe, als mein Gegner mir beim Stand von 3:4 Remis anbot.
Auch Günter konnte in Folge der kompromisslosen Spielweise seines Gegners als erster zur Bauernumwandlung schreiten und damit einen in der Summe wohl doch deutlich zu hohen 5½:2½-Sieg für uns perfekt machen.
Fazit:
Pünktlich zu Nikolaus wurden auf beiden Seiten viele Geschenke verteilt, so dass der Sieg insgesamt ein wenig glücklich ausfällt. Ohne Frage zeichnet uns in dieser Saison aber aus, dass wir auch in schwierigen Situationen nicht aufgeben und sogar aus verlorenen Positionen noch eine erstaunliche Anzahl an Punkten holen. Und durch die erneuten Punktverluste der Konkurrenz ist der Vorsprung auf Tabellenplatz zwei inzwischen bereits auf drei Punkte angewachsen.
Alles in allem können wir uns also über ein sehr erfolgreiches Jahr freuen und werden in 2009 wieder angreifen, um unseren Vorsprung zu halten und die Tabellenführung zu verteidigen.
Dennis