Archiv 09/10 - Schach Nienberge 03 II gegen SF Greven I 4,5 : 3,5
SN 03 II | DWZ | Ergebnis | SF Greven | DWZ |
---|---|---|---|---|
Damdinbazar,Bat-Erdene | 1884-11 | Remis | Schäfertöns,Robert | 1756-65 |
Mantler,Heinrich | 1752-9 | 1-0 | Küstermann,Dieter | 1753-85 |
Scharlow,Siegmar | 1765-17 | Remis | Volk,Hans-Ludwig | 1771-65 |
Dirks,Frank | 1715-34 | 0-1 | Töws,Andreas | 1636-27 |
Schulte Austum,Frank | 1753-53 | Remis | Dolscheid,Peter | 1623-48 |
Melkert,Tim | 1832-24 | 1-0 | Krupka,Michael | 1702-33 |
Jörgensmann,Rolf | 1704-89 | 1-0 | Mohring,Ralf R. | 1639-56 |
Hagemann,Lars | 1674-23 | 0-1 | Pitz, Thomas | - |
Spielbericht
Unsere Mannschaft konnte sich in der Sommerpause mit Bat-Erdene Damdibazar und Tim Melkert verstärken und so gingen wir optimistisch in die neue Saison. Wir möchten unsere Vizemeisterschaft der letzten Spielzeit verteidigen und sogar um den Aufstieg mitspielen. Das wird nicht einfach, aber mit etwas Glück und dem notwendigen sportlichen Engagement können wir dieses Ziel erreichen.
Gegen unseren ersten Gegner aus Greven sollte ein Pflichtsieg her, zumal wir in stärkster Aufstellung antraten.
Es wurde auch gleich gepunktet. Frank Schulte-Austum an Brett 5 überführte ein Damenbauernspiel in einen Stonewallaufbau . Weiß wollte oder konnte diesen nicht knacken und für Schwarz bleiben bei diesem Aufbau kaum Angriffsaussichten. Deshalb kam es auch sehr bald zur Punkteteilung.
Meine Partie wurde dann durch Geschehnisse an einem anderen Brett beeinflusst. Ich spielte gegen Englisch energisch im Zentrum. Hatte dann die Wahl, zur Grünfeld-Indischen Verteidigung oder zur Tschigorin-Verteidigung des Damengambits überzuleiten und entschied mich für letzteres, wohl wissend, dass mein Gegner nicht gerade als Theorie-Guru bekannt ist. Gegen die zurückhaltende Spielweise von Weiß erreichte ich die bessere Stellung auf Kosten von Vereinfachungen. Ich konnte meinem Gegner einen Isolani auf der c-Linie verschaffen, allerdings stand ein Schwerfigurenendspiel bevor. Am ersten Brett entstand dann Tumult und ich ging dort hin, um unserem Mann zum Sieg zu gratulieren. Dies stellte sich später jedoch als Irrtum heraus. Jedenfalls bot ich jetzt Remis in leicht besserer Stellung in der Annahme, wir würden führen und der Tatsache, dass es auch an den anderen Brettern richtig gut aussah. Mein Gegner nahm an und es stand 1 - 1 .
Rolf bekam b4 vorgesetzt. Er hatte damit jedoch keine Probleme und entwickelte sich zügig. Seinem Gegner unterliefen in dieser Phase einige Ungenauigkeiten, die zu angreifbaren Schwächen führten. Dies nutzte Rolf dann auch sehr gut aus. Die Löcher in der weißen Stellung sahen wie Zahnlücken aus, schwarze Bauernschaft und allerlei anderes schwarzes Unheil drangen dort ein und verursachten dem weißen König Unbehagen und Schrecken. Materialverlust war unvermeidlich und schließlich auch das Matt. Dabei konnte Rolf auch noch die Art und Weise des Matts wählen.
Neben mir spielte Heinrich auch das Damengambit, allerdings mit e3 und der Entwicklung des schwarzfeldrigen Läufers nach b2. Beide Läufer zielten auf die schwarze Königstellung. Allerdings war abzusehen, dass ein erfolgreicher Angriff schwer zu realisieren sein würde. Schwarz erreichte auch Gegenspiel am Damenflügel und die Stellung war schwierig zu beurteilen. Jedenfalls bis zu dem Zug als Schwarz seine Dame einstellte; hier stellte Schwarz auch die Partie ein.
Zwischenstand 3 - 1 , denn nun war klar , dass das erste Brett doch nicht gewonnen hatte. Dazu jedoch später mehr.
Frank Dirks neben mir spielte gegen Sizilianisch das geschlossene System, welches allerdings in der Hand von Frank nicht lange geschlossen blieb. Er erarbeitete sich bald die Lufthoheit und nahm seinem Gegner eine Figur ab. Auch war die schwarze Stellung kaum noch verteidigungsfähig. Was dann nun Frank bewog, seine Dame abseits auf Bauernklau zu schicken, konnte er nach seinem Zug auch nur mit geistiger Umnachtung erklären. Schwarz konnte sich jetzt die Figur zurückholen und Frank war nun dermaßen von der Rolle, dass er auch noch seine Dame einstellte und die Partie vollständig vergeigte.
Jetzt aber zur misteriösen Partie an Brett 1. Es wurde quasi Damengambit mit vertauschten Farben gespielt. Von Theorie war bald nichts mehr zu erkennen. Schwarz hatte dann wohl Spiel, aber Weiss die etwas solidere Stellung. Plötzlich kam eingangs erwähnter Tumult auf. Schwarz hatte eine starke Mattdrohung aufgestellt und Weiß reichte seine Hand zur Aufgabe. Bat hätte diese nur ergreifen müssen, schaute jedoch gerade in eine andere Richtung. Plötzlich spielte Weiß weiter. Entsprechend Bats späterer Aussage sagte ein anderer Grevener Spieler in diesem Moment den Rettungszug. Ich deute das im Nachhinein nicht als bewußt unsportlich, denn dieser Grevener Spieler wunderte sich wohl, warum sein Mannschaftskamerad aufgegeben hatte und brabbelte den Zug quasi fragend vor sich hin. Zumindest war das alles nicht so ganz korrekt. Jedenfalls wurde weitergespielt und ich nahm zu diesem Zeitpunkt an, dass dieser Punkt bei uns ist - deshalb mein Remisgebot. Die Partie entwickelte sich noch spannend mit beiderseitigen Chancen bevor man sich auch hier auf Remis einigte. Es wurde zwar noch zwischen den Mannschaftsführungen diskutiert, aber wir verzichteten auf Protest, da unser Sieg abzusehen war.
Es stand jetzt nämlich 3,5 - 2,5 und an den verbliebenen 2 Brettern standen unsere Jungs auf Gewinn.
Diesen Gewinn realisierte Tim dann auch. In einem Sizilianer mit f4 spielte er zwar nicht fehlerfrei und stand im Mittelspiel so lala, die schwache Zeit seines Gegners war dann allerdings zu Beginn des Endspiels gekommen. Tim eroberte einen Bauern und spielte jetzt sehr konzentriert mit ein paar schönen Ideen. Sein Gegner verlor nun zeitweise die Übersicht und einen weiteren Bauern. Umwandlungen und Mattdrohungen ließen ihm keinen Ausweg mehr und der Punkt sowie der Mannschaftssieg waren bei uns.
Den Abschluss bildete Lars`s Partie. Französisch kam aufs Brett und Lars führte seine weißen Figuren gekonnt, erspielte sich Vorteile und positionelle Überlegenheit. Auch taktisch konnte er einige Drohungen aufstellen. Er fügte seinem Gegner einen Doppelbauern zu und fesselte eine Figur. Jetzt brauchte er nur noch die letzte Leichtfigur abzutauschen und Schwarz damit einen weiteren Doppelbauern machen. Damit hätte Schwarz überhaupt keine zusammenhängenden Bauern mehr gehabt und Weiß sollte das Doppelturmendspiel dann gewinnen. Aber nein, er tat es nicht. Schwarz mogelte sich aus der misslichen Lage heraus und gewann seinerseits einen Bauern. Nun war bei Lars wohl der Riemen runter und er stellte ein weiteres Bäuerlein ohne Not ein. Damit verdaddelte er dann auch eine gewonnene Partie. Schade !
Wir hatten zwar gewonnen, allerdings nur knapp mit 4,5 - 3,5. Wäre fast noch ins Auge gegangen, weil 2 gewonnene Partien leider verloren wurden. Weiter gehts im November.
Siegmar Scharlow