Archiv-SN03 III gegen SK Münster 32 VII
Spieltag ist Samstag der 24.11.2012.
Spielbeginn ist 16 Uhr.
Spielort ist das Gemeindehaus der Lukasgemeinde am Coesfelder Kreuz.
Spielergebnis 4,5 : 3,5
Br. | Schach Nienberge 2003 3 | Schachklub Münster 32 e.V. 7 | 4,5:3,5 |
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1 | Gebker-Erning, Timon | Schütt, Hartwig | ½:½ |
2 | Jörgensmann, Rolf | Lysyy, Volodymyr | +:- |
3 | Van de Vyle, Jan | Thiry, Franz Josef | ½:½ |
4 | Nürenberg, Bernd | Balestrini, Luca | ½:½ |
5 | Kösters, Michael | Roedig, Martin | 0:1 |
6 | Temmen, Norbert | Zabieglo, Robert | 0:1 |
7 | Haves, Renate | Galek, Mario | 1:0 |
8 | Helkenberg, Michael | Tumbrink, Stefan | 1:0 |
Herbstliches Novembermatch
Seit dieser Woche ist das Gemeindehaus am Coesfelder Kreuz offiziell der örtliche Mittelpunkt unseres Vereinslebens. Nachdem wir bereits den einen oder anderen Mannschaftswettkampf bestreiten durften, sollen nun hier auch der wöchentliche Vereinsabend am Montag sowie weitere Aktivitäten wie z.B. offene Turniere oder Ähnliches stattfinden. Schon jetzt sind wir der Evangelischen Lukas-Kirchengemeinde sehr dankbar, dass wir diese schönen Räumlichkeiten neben der Lukaskirche nutzen können. Auch unsere Gäste bekunden durchweg ihren Gefallen daran, auch wegen der guten Erreichbarkeit im Westen der Stadt, ganz in der Nähe der Uni-Kliniken.
An diesem Samstagnachmittag also erwarteten wir zusammen mit unserer ersten Mannschaft in herbstlicher Atmosphäre die Gäste aus Münster und Raesfeld, um aus dem (teilweise schon am Freitag) gut präparierten Gemeindehaus für ein paar Stunden eine Schacharena zu machen: 32 Spieler, die sich jeweils bestmöglich um 32 Figuren und den Sieg der eigenen Mannschaft kümmern wollen. Nach den letzten Vorbereitungen und den Begrüßungen durch die Mannschaftsführer nahm man an den Brettern Platz, die dann auch sofort freigegeben wurden.
Damit ging es los, außer an unserem zweiten Brett, denn Rolfs Gegner war immer noch nicht erschienen (er sollte am Bahnhof abgeholt werden, kam dort nicht an und auch seine Mannschaftskollegen hatten keine weiteren Informationen). So hatten wir um 16:45 Uhr die erste Partie kampflos gewonnen, Rolf war zwar etwas enttäuscht, denn wer ihn kennt, der weiß, er will spielen! Aber wir führten 1:0. So ein Punkt kann ja nicht schaden.
Danach herrschte erst mal wieder für anderthalb Stunden bedächtige Ruhe. In meiner englischen Partie konnte ich mit Weiß meine Figuren recht gut ins Spiel bringen. Mein Gegenspieler hatte sich einen schützenden Bauernkeil b7-c6-d5-f6-g7 angelegt, der seine Figuren allerdings auch deutlich hemmte. Die meisten Felder konnte ich kontrollieren, lediglich ein schwarzer Springer hüpfte umher. Schwarz versuchte, sich am Damenflügel Luft zu schaffen, ich zog meine Bauern vorbei, statt zu öffnen. Obwohl im Abtausch zwei Springer Platz machten, wurde es zusehends enger und positioneller. Nun standen fünf seiner sechs Figuren abgedrängt am Damenflügel auf der achten bzw. siebten Reihe. Ich plante deswegen den Schwenk meiner Dame zum Königsflügel. Dies verhinderte er zwar wirksam mit dem Vorstoß Bf5, was nach Schlagen und Rückschlagen auf f6 aber seinen Bauern auf e6 angreifbar machte. Seine Eroberung brachte dann auch die Damen und zwei Figuren „ins Kästchen“. Mann, plötzlich war reichlich Platz auf dem Brett! Meine Figuren standen so, dass gleich sein nächster Bauer fällig war. Damit war es wohl auch um die Konzentration meines Gegners geschehen, denn im nächsten Zug stellte er einen Turm ein und gab sofort auf. Um 18:15 Uhr führten wir 2:0.
Sieben Minuten später erhöhte Renate neben mir auf 3:0. Nach ihrer (laut Hans) unregelmäßigen Eröffnung hatte sie durchaus Raumvorteil und hatte mit Schwarz „eigentlich nichts zu befürchten“ (ihr Originalton). Ihr Bauernvorstoß nach e5 hätte ihrem Gegner einen mächtigen Springer auf f5 und Angriffschancen am Königsflügel ermöglicht, aber diese Gelegenheit ließ er ungenutzt. Stattdessen gab es allgemeines Hin- und Her der Figuren, wobei Renate dann einen Mittelbauern gewinnen konnte. Danach verfolgte sie den Figurenabtausch, was der Gegner für den letzten Läufer aber vermeiden wollte. Durch das Vorbringen ihrer Bauern am Damenflügel engte Renate aber Weiß immer mehr ein, sodass der Läufer dann doch für zwei Bauern gehen musste. Damit hatte Renate eine Figur mehr und konnte bald den Damentausch erzwingen und bei einem Königsangriff noch einen Bauern gewinnen. Als auch der Turmtausch nicht mehr zu vermeiden war, gab Weiß auf.
Es ging zügig weiter: Nach nur weiteren fünf Minuten musste Michael K. die Segel streichen. Sein König wurde trotz tapferer Verteidigungsversuche in der Brettmitte matt gesetzt. Der Stimmung entsprechend fiel sein Kommentar zunächst auch knapp und heftig aus: „Sizilianische Eröffnung, total vergeigt im 5. Zug, verdient verloren!“ Nach kurzer Abkühlung zeigte die Erstanalyse tatsächlich, dass sein vierter und fünfter Zug doch eher suboptimal waren, obwohl sie - auf den ersten Blick - recht natürlich aussahen. Dem forcierten Königsangriff konnte er dann auch nicht mehr standhalten. Spielstand damit 3:1.
Es folgte wieder eine angestrengte Spielphase von anderthalb Stunden (sollte das etwa mit dem Schlafrhythmus von 90 Minuten einhergehen?) bis der nächste Sizilianer um kurz vor acht ausgereizt war. Timon spielte am Spitzenbrett mit Schwarz und war mit der Eröffnung zufrieden, in dessen Verlauf er die offene d-Linie und ein bisschen Druck am Damenflügel bekam. Dann konnte er die gegnerische Dame erobern (im Prinzip damit eine Qualität) und hatte freies Endspiel gegen zwei Türme. Leider machte ihm der vorgerückte weiße a-Freibauer das Leben schwer, zumal das Umwandlungsfeld vom weißen Läufer auf g2 beherrscht wurde. Der eigene Freibauer auf der c-Linie hatte noch einen zu weiten Weg. Nach Einschätzung der Kiebitze eigentlich ein heilloses Unterfangen. Zum Glück gab sein Gegner noch die Möglichkeit der Notbremse: Timon konnte seinen Turm gegen den gefährlichen Freibauern und den Läufer abtauschen und danach ein Remis-Angebot machen, das sein Gegner auch annahm. So stand es 3,5:1,5.
Beinahe gleichzeitig schloss auch Jan an Brett 3 Frieden mit seinem Gegner, der soeben ein Remis-Angebot gemacht hatte. In einem geschlossenen Spanier mit Bd3 gab es nach der Eröffnung sehr langes Lavieren. Jan konnte als Schwarzer lange verteidigen und erhielt nach einem etwas übereifrigen Angriff von Weiß am Königsflügel leichten Vorteil, der aber nicht zum Sieg reichte. Spielstand 4:2.
Norbert hatte es als Anziehender mit einem angriffslustigen Gegner zu tun. Früh drohte Schwarz mit Da5 und Dh5 entsprechende Aktivitäten an und ermöglichte dann auch mit einem Springer-opfer auf dem Königsflügel einen Bauernsturm gegen den weißen König. Die weißen Figuren standen sich – zwar in Überzahl – aber dennoch am Damenflügel im Weg und fehlten damit letztendlich bei der erforderlichen Verteidigung der Rochadestellung. Der SK verkürzte auf 4:3.
Da war es wieder soweit: Das Spiel in Überzahl ist noch lange kein Garant für den Sieg. Die Entscheidung musste also am letzten, dem vierten Brett fallen. Dort hatte es Bernd als Weißer mit der Tschigorin-Verteidigung zu tun. Die hatte er ewig nicht gesehen und seine Theoriekenntnisse waren im dritten Zug zu Ende. Dennoch konnte er sich langsam ein wenig Übergewicht erarbeiten. Als sein Gegner mit Bb5 die halboffene c-Linie schwächt, bekam Bernd Vorteil, eroberte einen Bauern, verlor aber dadurch Aktivität. Beide Spieler schafften knapp die Zeitkontrolle und nach weiteren vier Zügen einigte man sich auf ein Remis. Das brachte uns den noch fehlenden letzten halben Zähler zum Endstand von 4,5:3,5.
Damit war unsere Begegnung um ca. halb neun gewonnen und wir konnten uns nun ganz darauf konzentrieren, unsere Erste mental zu unterstützen, die ja – wie sich das für die Verbandsliga gehört – an den meisten Brettern noch kämpfte. Das hat durchaus seinen Reiz, wenn man „den Großen“ beim Spielen oder danach am Analyse-Brett über die Schulter schauen kann. Am Ende ging auch dieser Wettkampf knapp zu unseren Gunsten aus (Details findet man im Spielbericht der Ersten). Dem gemeinsamen Pizza-Essen stand dann nur noch etwas Tische-und Stühle-Rücken im Weg. Insgesamt ein erfolgreicher Spieltag, der so gerne wiederholt werden darf.
Michael H.