Archiv-Spielergebnis
Punkte | ||
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Gesamtergebnis | : |
Ende gut, alles gut !
Am vergangenen Samstag fuhren wir bei sehr sommerlichem Wetter nach Telgte, um wie bereits im letzten Jahr im historischen Knickenberghaus mit der neunten Runde die Saison zu beenden. Als Tabellenführer schon mit einem Aufstiegsplatz im Tornister wollten wir dann auch die Meisterschaft perfekt machen. Wir waren also ordentlich motiviert und die abstiegsbedrohte Heimmannschaft der Telgter Schachfreunde musste sogar vier Stammspieler ersetzen. Die Chancen standen damit eigentlich nicht schlecht. Eigentlich, denn besonders diese Ersatzspieler machten ihre Sache gut.
Da ich mit meiner eigenen Partie mehr als ausgelastet war, habe ich vom Verlauf und dem Ausgang der anderen Partien so gut wie nichts live mitbekommen. Renate kam nach zwei Stunden als erste zum Shake-Hands: Im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern hatte sie einen Mehrbauern und erzielte das Remis.
Diesem Beispiel folgte Jan als zweiter: Mutig aber falsch verlor er durch einen Patzer einen Bauern, strengte sich danach aber an. Nachdem sein Gegenspieler ein ähnliches Missge-schick begangen hatte, einigte sich man am Ende auf die Punkteteilung. Bislang also nichts passiert, Gleichstand.
Der erste, der diese Waage zu unseren Gunsten kippen konnte, war Timon am Spitzenbrett: Er hatte sich vorgenommen, sehr aggressiv vorzugehen und so kam es auch. Nach Colle-Aufbau und einem diesmal abgelehnten Remis-Angebot bekam er einen Angriff am Königsflügel. Auch wenn es nach seiner eigenen Einschätzung zwischendurch einfacher gegangen wäre, entschied er sich für ein doppeltes Figurenopfer, nach dem ein schönes Bauernmatt auf f7 drohte. Das brachte den Gewinn.
Kurz danach punktete auch Bernd voll: Er war als Schwarzspieler mit Vorteil aus der Eröffnung gekommen, hatte Druck am Damenflügel aufgebaut und irgendwann im Zentrum einen Einzelbauern im Zentrum gewonnen. Mit dem Bauerndurchmarsch gewann er eine Leichtfigur und konnte diesen Vorteil dann runterspielen. Wir führten 3 : 1.
Eine halbe Stunde später gingen etwa zeitgleich zwei Partien zu Ende: Michael K. spielte als Weißer in einer sizilianischen Partie mit langer Rochade. Dabei hatte er einen schwarzen Springer auf dem Damenflügel ignoriert. Der klaute aber zwei Bauern und brachte eine desolate Stellung, die nicht mehr zu halten war. Diesen Punktverlust konnte Rolf allerdings kompensieren. Im remisträchtigen Endspiel seiner Partie hatte der Gegner zuerst einen Springer eingestellt und verlor gleich anschließend durch eine Springergabel noch einen Turm und gab entnervt auf. Damit stand es 4 : 2 für uns.
Norbert war mit sich nicht zufrieden: Ohne sich wirklich zu konzentrieren hatte er die ersten Züge quasi "aus der Hüfte geschossen" und fiel nach nur drei Zügen aus allen Wolken, da er einen Zentrumsbauern eingestellt hatte. Trotz aller Bemühungen konnte er diesen materiellen Rückstand im Laufe der Partie nicht wieder aufholen. Er konnte die Stellung jedoch so weit verbessern, dass er im 29. Zug ein Remis-Angebot erhielt, welches er annahm, zumal es beim aktuellen Spielstand für uns den Mannschaftssieg bedeutete.
Zu der Zeit quälte ich mich immer noch durch die letzte Partie des Abends, möchte eher sagen, es war die allerletzte! Mein Gegner hatte englisch eröffnet und wir fianchetierten beide unseren Königsläufer. Im elften Zug stellte er einen Springer ein, was ich aber leider übersah, da ich seinen schwarzfeldrigen Läufer verfolgt hatte und ihn gegen einen Springer abtauschte. Mist, so eine Chance darf man nicht auslassen! Auch danach hätte ich im Zentrum konsequenter vorgehen können und sollen. Trotzdem stand ich noch "einen Tick" besser. Leider übersah ich, dass mein gefesselter f-Bauer seiner Deckungsaufgabe nicht mehr nachkommen konnte. Prompt schlug der gegenerische Springer auf g6 ein und das Elend nahm seinen Lauf. Geschockt wickelte ich falsch ab und schwups war die Qualität auch noch weg. Zum Heulen. Es brannte an allen Stellen, aber eigentlich war der Ofen schon aus. Jetzt aber volle Konzentration! Einziger Lichtblick wurde mein starker Rappe auf e3. Er bot eine kleine Perspektive auf einen späteren Königsangriff. Das sah mein Gegner wohl ähnlich und gab für ihn die Qualität zurück. Obwohl ich es leider unterließ, den Bauern zurück zu gewinnen, fand ich ein paar brauchbare Verteidigungszüge, drohte sogar seinen Springer zu gewinnen und bot gleichzeitig Remis. Das lehnte er jedoch ab. Konnte ich verstehen, hatte er doch in den letzten Stunden mit mir einen sehr patzerfreudigen Gegner gehabt. Hätte er aber annehmen sollen, denn in der Folge brachte ich meine beiden verbundenen Freibauern auf dem Damenflügel unaufhaltbar und entscheidend in Bewegung. Kurz nach der Umwandlung kam dann auch die Aufgabe. Erleichterung machte sich breit. Puh, dass ich das noch umbiegen konnte!
Nun erfuhr ich auch den amtlichen Endstand: Mit 5,5 zu 2,5 hatten wir es dann doch geschafft. Nach entsprechender Verabschiedung von den Gastgebern kehrten wir zu acht in den bekannten Böttcher Keller ein, um in gemütlicher Atmosphäre unsere frische Meisterschaft und den Aufstieg gebührend zu feiern. Schön war's.
Michael H.