Archiv 09/10 - 06.02.2010 Schach Nienberge I - SK Ost-/Westbevern I
Spielergebnis 3 : 5
Hans Remmeke | 2134 | ½:½ | Daniel Werner | 2124 |
Georg Kemper | 1959 | 0:1 | Helmut Haselhorst | 1987 |
Dennis Webner | 1938 | 0:1 | Franz Althoff | 2063 |
Stefan Gottkehaskamp | 1927 | ½:½ | Christian Wendker | 1983 |
Ilja Lipkin | 1900 | 1:0 | Matthias Weskamp | 1798 |
Günter Schäfer | 1959 | 1:0 | Norbert Willermann | 1801 |
Daniel Becker | 1921 | 0:1 | Rainer Stepa | 1806 |
Konrad Kluczka | 1866 | 0:1 | Thomas Berning | 1759 |
Die Joker stechen nicht
Eine weitere Niederlage also, eine klare, eine verdiente, und das ausgerechnet im prestigeträchtigen Duell mit dem SK Westbevern.
Gerade für dieses Spiel hatten wir uns doch besonders viel vorgenommen und uns durchaus Chancen auf zumindest einen Punkt ausgerechnet. Die Ausgangslage war denn auch gar nicht so übel, an den oberen Brettern sollten eigentlich die Gäste die Nase vorn haben, während wir unten die besseren Karten haben dürften. Aber gerade dort krankte unser Spiel ein wenig, gerade dort haben wir die entscheidenden Punkte liegen lassen.
Brett eins sah den Vergleich der beiden DWZ-stärksten Spieler der gesamten Liga (sieht man einmal von den bei Südlohn und Steinfurt gemeldeten Spielern ab, die ohnehin nicht zum Einsatz kommen). So ist es letztendlich nicht verwunderlich, dass es hier ein kurzzügiges Remis zu notieren gab; anders als zu vermuten wäre, jedoch nicht gänzlich ohne Kampf. Dafür zeichnet allerdings nicht unbedingt Hans verantwortlich, der wieder mal früh die Punkteteilung anbot, diesmal im zwölften Zug (und damit noch um einige Züge später als im letzten Heimkampf). Daniel Werner entschloss sich aber, trotz großen Zeitnachteils weiter nach Vorteil auf dem Brett zu suchen, hatte wohl auch immer die etwas besseren Karten, willigte dann aber nach 24 Zügen und großem Abtausch ins Remis ein.
Ebenfalls unentschieden endete Stefans Partie an Brett vier. Nachdem dieser geschickt eine Fesselung aufbauen und – mit dem Ergebnis eines Bauerngewinns – ausnutzen konnte, sah seine Stellung schon deutlich angenehmer zu spielen aus. Leider fand er dann, nachdem der Gegner den Bauern zurückerobern konnte, keine gewinnträchtige Fortsetzung mehr und willigte so ebenfalls ins Remis ein.
Weit weniger erfreulich das Geschehen an den Brettern zwei und drei: Meine eigene Partie war wirklich exzellent vorgetragen – vom Gegner freilich, das muss man neidlos anerkennen. Seine weitreichende Variantenkenntnis, extrem schnelles Spiel und großer Rechenaufwand führten dazu, dass Franz Althoff bereits eingangs des Mittelspiels eine vorzügliche Stellung mit großem Zeitvorteil sein Eigen nennen durfte. So kam es dann auch, dass es mir im entscheidenden Moment nicht gelang, die korrekte Erwiderung auf sein Läuferopfer zu finden, wonach die Stellung nicht mehr zu halten war. Ein geschickter Blöff, dem ich erlag?
Bei Georg bleibt es dabei; er kann mit Weiß nicht gewinnen. Auch im dritten Anlauf klappte es nicht, wieder stand am Ende die Null, diesmal im x-ten Aufeinandertreffen mit Helmut Haselhorst. Dabei fing es gar nicht so schlecht an: Georg war gut aus der Eröffnung gekommen und besaß gutes Spiel gegen den schwarzen Isolani auf der c-Linie. Deutlich verfrüht schlug er diesen dann jedoch im 24. Zug mit dem Springer, der wegen der Stellung der weißen Dame auf c2 sofort gefesselt wurde und nach b6-b5 einfach verloren ging. Aufgabe im 25. Zug, ein weiterer Stich für Westbevern. 1:3 aus Nienberger Sicht.
Oben also lediglich ein Punkt aus vier Partien, das ist zwar nicht viel, entspricht aber ungefähr dem Ergebnis, mit dem wir vorher kalkuliert hatten. Nun mussten also drei Punkte an den unteren Brettern her und das war von der Papierform her alles andere als unmöglich.
Unsere Bretter fünf und sechs machten ihre Sache denn auch sehr gut. Besonders Ilja war an diesem Tage glänzend aufgelegt; schon früh hatte er seinen b- gegen den gegnerischen e-Bauern tauschen können, wonach er auch noch spürbaren Entwicklungsvorteil erhalten hatte. Alles in allem eine tolle Bilanz für den Schwarzspieler nach gerade einmal zehn, elf Zügen. Nach Iljas zwanzigstem Zug war die einseitige Geschichte dann auch schon vorbei, angesichts der zahlreichen schwarzen Drohungen sah sich der Anziehende nunmehr gezwungen, sein Blatt wegzuwerfen.
Nicht minder beeindruckend verlief die Partie von Günter am Nebenbrett. Mit den weißen Steinen spielend, gelang es ihm zunächst, einige Schwächen am gegnerischen Königsflügel zu schaffen und die schwarzen Figuren abzulenken. Dann besetzte er mit seinen Schwerfiguren die offene a-Linie und fiel in die schwarze Stellung ein, was die Verteidiger abermals zum Flankenwechsel veranlasste. Schließlich entschieden Günters weit vorgerückte Bauern am nun anfälligen Königsflügel den Tag. Ein weiterer Sieg für Nienberge.
Und wir hatten ja noch ein paar Asse im Ärmel. 3:3 also hieß die Bilanz der ersten sechs Bretter und es hätte alles ein gutes Ende nehmen können, wenn, ja wenn wir auch an den hinteren beiden Brettern unsere Trümpfe respektive unsere DWZ-Vorteile hätten ausspielen können.
Leider zeigt sich Konrad in dieser Saison bislang völlig von der Rolle. So auch an diesem Tag. Obwohl gut aus der Eröffnung gekommen, verlor er alsbald den Faden, anschließend auch noch einen Bauern und eine Qualität. Die eigene schwache Grundreihe verwies zum Schluss dann auch alle hübschen Mattmotive des Weißen in das Reich der Fabeln, in allen Varianten war Schwarz schlicht und ergreifend einen Zug schneller.
Noch überraschender und natürlich ärgerlicher war aber Daniels Niederlage an Brett sieben gegen Rainer Stepa. Von klarem Vorteil konnte hier zwar nie die Rede sein, aber Daniel war es doch gelungen, den Gegner an der Rochade zu hindern und seine Figuren leicht aussichtsreicher zu postieren. Mit einem interessanten Figurenopfer versuchte er daraufhin, die Waagschale endgültig zu seinen Gunsten ausschlagen zu lassen. Der Westbeverner konterte jedoch mit einem feinen Gegenopfer und verblieb nach beidseitiger Annahme der Opfer mit der etwas besseren Struktur im Endspiel. Hier traf Daniel schließlich die falschen strategische Entscheidung und tauschte beide Turmpaare ab, woraufhin das entstandene Springerendspiel nicht mehr zu halten war.
Damit wurde also der 5:3-Erfolg der Gäste besiegelt, der alles in allem auch in Ordnung geht. An diesem Tag haben wir nicht unser volles Potential abrufen können, so dass es eben nicht reicht, um erfahrenen Mannschaften wie Westbevern das Wasser reichen zu können. An guten Tagen können wir durch unsere sehr homogene Besetzung aber auch gegen die besten mithalten, das letzte Heimspiel gegen Südlohn hat es ja schließlich eindrucksvoll gezeigt. Im Grunde ist auch nicht viel passiert, die Mannschaften, die in der Tabelle hinter uns platziert waren, haben ebenfalls verloren, so dass wir nach wie vor auf dem sechsten Rang stehen. Und da sich langsam herauskristallisiert, dass es aller Voraussicht nach in diesem Jahr nur einen Absteiger geben wird, stehen die Zeichen noch immer eindeutig auf Klassenerhalt. Schon am nächsten Spieltag können wir diesen mit einem Erfolg gegen die punktgleichen Bocholter so gut wie perfekt machen. Wenn denn unsere Joker stechen...
Dennis