Schach Nienberge 2003 e.V.

 
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Archiv 09/10 - 2. Spieltag der 1. Mannschaft

Archiv 09/10 - 31.10.2009 Schach Nienberge 03 I - SC Sendenhorst I

Spielergebnis 2,5 : 5,5

Hans Remmeke 2134 1:0 Christian Völker 2020
Georg Kemper 1969 0:1 Ulrich Woestmann 1963
Dennis Webner 1948 0:1 Andreas Korb 1992
Stefan Gottkehaskamp 1927 ½:½ Marius Ringwelski 2006
Waldemar Luft 1905 0:1 Ulrich Meyer 1910
Daniel Becker 1921 0:1 Jürgen Grawunder 1917
Konrad Kluczka 1866 0:1 Kai-Markus Haas 1941
Siegmar Scharlow 1765 1:0 Rolf Heine 1821

Schaurig schlechtes Schach zu Halloween

Halloween ist bekanntlich das Fest des Skurrilen und ganz in diesem Sinne zelebrierten wir den Tag denn auch mit haarsträubenden Fehlern, die jedem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren lassen dürften. Eine kleine Auswahl der Fehlgriffe im Folgenden soll verdeutlichen, warum jeder Horror-Autor vermutlich im Stillen neidisch auf diese Partien ist; sie sind echt zum Gruseln.

 

Achtung: Das Betrachten des nachfolgenden Gruselkabinetts kann beim gemeinen Schachfreund bleibende Schäden verursachen! Weiterlesen auf eigene Gefahr.

 

Nun, eines sollte vorweg klargestellt werden: Der Sendenhorster Sieg geht völlig in Ordnung! Nicht, dass unsere Gegner aus dem Süden des Münsterlands selbst überhaupt keine Fehler gemacht hätten; aber unter dem Strich haben sie das, was wir ihnen angeboten haben, konsequent verwertet, während wir in vielen Fällen scheinbar überhaupt nicht gewinnen wollten.

 

Im Vorfeld galten die Sendenhorster sicher als leichter Favorit, gar nicht so sehr auf Grund der DWZ, die nur leicht vorteilhaft für die Gäste ausfiel, sondern vielmehr deshalb, weil wir uns in der Vergangenheit gegen die sie häufig schwer getan haben.

 

Ein erster Rundgang nach vielleicht zwei Stunden Spielzeit lieferte ein nicht eben leicht zu überblickendes Bild.

Nicht ohne Sorge betrachteten wir die Stellung an Brett 1, wo Hans zwar zwischenzeitlich zwei Bauern mehr besaß, diese aber erst nach sehr generösen Opfern an den Zeitgott erhalten hatte. Mit anderen Worten: Nach 12 Zügen verblieben ihm keine 20 Minuten mehr auf der Uhr, hier waren also gute Nerven gefragt. Ausgang dementsprechend ungewiss.

Das gleiche galt für Georgs Partie am zweiten Brett. Georg hatte eine Figur geopfert, den gegnerischen König dafür in der Mitte gehalten und blies nun zum Angriff. Auf die Schnelle nicht exakt zu beurteilen...

Ich selbst hatte mich nach der recht unkonventionellen Eröffnung des Gegner (1. e4 c6 2. Sc3 d5 3. Df3 d4 4. Lc4) schließlich befreien können, allerdings auch auf Kosten eines ordentlichen Zeitnachteils. Stefan und Waldemar hatten derweil wohl sehr ausgeglichene Stellungen und an den hinteren Brettern glaubte ich, Vorteile für uns ausmachen zu können. Daniel hatte seinen Gegner in eine gedrückte Stellung zwingen können, während Konrad mit einem Qualitätsopfer das Ruder übernommen hatte. Ersatzmann Siegmar schließlich bereitete das Gambit seines Gegner keinerlei Kopfzerbrechen, er schien einen recht gesunden Mehrbauern zu besitzen.

 

Als erstes endete dann Stefans Begegnung mit einem leistungsgerechten Remis. Kurze Zeit später war dann auch Konrad fertig, der in Zeitnot leider seine vielversprechende Stellung nicht in etwas Zählbares umsetzen konnte:

 

Kai-Markus Haas (1941) – Konrad Kluczka (1866)

 

Stellung nach 30. f2-f3

Nach sehr interessantem und wildem Partieverlauf steht Schwarz, der die Qualität geopfert hat, hier vielleicht sogar leicht besser. Als seine Zeit knapp wird, entschließt sich Konrad zu einem zu gewagten Angriff: 30...Lxh3? Es stimmt zwar, dass der Weiße nach 31. gxh3 schnell mattgesetzt wird, aber nach 31. Kxh3! hat er einfach einen Turm mehr und gewinnt bald darauf.

Damit also ein Punkt Rückstand.

Das erste Erfolgserlebnis konnten wir kurz darauf – wie so oft – am Spitzenbrett vermelden.

 

Christian Völker (2020) – Hans Remmeke (2134)

 

Stellung nach 12. Ke8-d8

Die Meinungen über diese Stellung gingen bei uns doch deutlich auseinander, von „extrem breit“ bis „einfach zwei Bauern mehr“ war alles dabei.

Das bedeutete Gleichstand; die Freude allerdings sollte nicht von langer Dauer sein...

 

Georg spielt von Beginn an für seine Verhältnisse ungewohnt aggressiv, entschloss sich bereits früh zu einem Figurenopfer, gab später noch die Qualität – spätestens dieses zweite Opfer war dann wohl nicht mehr ganz korrekt. Er sollte aber noch seine Chance bekommen, wie man sieht:

 

Georg Kemper (1969) – Ulrich Woestmann (1963)

 

Stellung nach 30...Dg8-f8

Schwarz hatte die weiße Drohung nicht etwa mit dem naheliegenden Kb8 beantwortet, sondern zog – wohl schon ein wenig den Druck der Uhr im Nacken – 30...Df8?? Ohne großes Nachdenken spielte Georg hier nun 31. Dg2, statt mit 31. Sf6+ Kb8 32. Sd7+ einfach die Dame zu gewinnen. Es folgte in der Partie 31...Kb8 und Weiß musste angesichts des großen materiellen Nachteils wenige Züge später die Segel streichen.

Na ja, was wir können, können die Sendenhorster auch: Hier also mal ein Beispiel, dass es auch andersherum laufen kann...

 

Siegmar Scharlow (1765) – Rolf Heine (1821)

 

Stellung nach 30. Td7xe7

Weiß hätte im letzten Zug mit der Dame auf e7 nehmen können, wonach ein sehr remisverdächtiges Endspiel entstanden wäre. Das Schlagen mit dem Turm kann eindrucksvoll widerlegt werden: 30...Db8! droht Matt, was nur noch durch Damenverlust zu verhindern ist, z.B. 31. Kf2 Tc3 32. Dxg4 Db2+ 33. De2 Tc2

Schwarz zog allerdings 30...Kg7, woraufhin die Partie weiter innerhalb der Remisbreite verblieb. Nach den Zügen 31. Kf2 Ta3 32. f5 entstand diese Stellung

Erneut stellt der Zug 32...Db8 eine Mattdrohung auf, die sich diesmal allerdings gerade noch so durch ewiges Schach abwehren lässt: 33. Txf7 Kxf7 34. fxg6+ Kxg6 und der schwarze König hat kein sicheres Plätzchen vor den Schachgeboten der weißen Dame.

Schwarz zog stattdessen 32...Ta2+?, und nach 33. Kg3 marschierte der weiße König in Sicherheit und Siegmar gewann die Partie sicher.

 

Ein alles in allem etwas glücklicher Sieg, aber was soll’s, wir waren wieder dran: 2,5:2,5.

 

Als nächstes die Entscheidung an Brett 5: Waldemar hatte ich bereits früh als Remiskandidaten gesehen, aber gegen Ulrich Meyer muss man immer auf der Hut sein.

 

Ulrich Meyer (1910) – Waldemar Luft (1905)

 

Stellung nach 50. Kf2-e2

Zuletzt wurden ein paar Mal Züge wiederholt, und im Grunde sollte klar sein, dass hier keine Seite ernsthaft auf Gewinn spielen kann. Es könnte beispielsweise 50...Le8 folgen, was den Turmtausch erzwingt und zum schnellen Remisschluss führen sollte. Schwarz zog hier aber unvorsichtig 50...Ld6??, was nach 51. Lg5! die Qualität und kurze Zeit später die Partie kostete.

Nun zu meiner eigenen so genannten „Leistung“, die im Wesentlichen darin besteht, dem angeschlagenen Gegner allzu gutmütig wieder auf die Beine zu verhelfen und ihm den vollen Punkt quasi auf dem Silbertablett zu präsentieren.

 

Andreas Korb (1992) – Dennis Webner (1948)

 

Stellung nach 28. Kf2-g2

Schwarz hat bereits einen Bauern mehr und sollte eigentlich klar besser stehen. Es folgte nun 28...h5, woraufhin Weiß mit seinem nächsten Zug 29. Td1 Remis bot. Angesichts der Geschehnisse an den anderen Brettern lehnte ich ab, spielte weiter – und verlor in Zeitnot beide Bauern am Damenflügel, woraufhin die Partie nicht mehr zu retten war.

Zugegeben, diese Variante war in der Kürze der Zeit nicht so leicht zu sehen, aber dennoch darf man eine solche Stellung auf keinen Fall noch verlieren.

 

Damit war also die Mannschaftsniederlage besiegelt, bis hierher bereits unnötig, aber es sollte noch schlimmer kommen:

 

Daniel Becker (1921) – Jürgen Grawunder (1917)

 

Stellung nach 22...d6xe5

Weiß steht hier bereits klar auf Gewinn; die einfachste Möglichkeit, diesen zu realisieren, besteht nun in 23. f5! und nach 23...Dh7 24. Dxg4 hat Weiß einfach eine Figur gewonnen. In der Partie folgte das etwas schwächere, aber immer noch vorteilhafte 23. dxe5 und Schwarz gab seinem Gegner mit 23...Lb6? erneut die Chance zum Vorstoß des f-Bauern. Daniel ließ auch diese Möglichkeit aus und verlor in der Folge sogar den eigenen e-Bauern...

Stellung nach 37.Th1-g1

Das Blatt hat sich gewendet, mittlerweile steht der Schwarze auf Gewinn. Im Grunde sollte es nicht mehr schwer sein, am einfachsten ist vielleicht 37...Lxf4, woraufhin der schwarze König über e5 die Flucht nach vorne antreten kann.

Leider gelang es Daniel nicht, dieses Endspiel zu halten, weil die schwarzen Bauern vorpreschten und er kein Mittel fand, diese aufzuhalten.

 

Am Ende nach fünfeinhalb Stunden stand also eine bittere 2,5:5,5-Niederlage, die erst recht in dieser Höhe vermeidbar gewesen wäre. Außer Hans und Stefan sollte sich jeder seine Fehler noch einmal genau ansehen, die Vielzahl an diesem Tag war nämlich doch sehr bedenklich.

 

Fazit: Erneut mussten wir feststellen, dass auch in der Verbandsliga nur mit Wasser gekocht wird. Die Chance war da, auch dieses Match zu gewinnen, zumindest aber nicht zu verlieren, auch wenn natürlich viele Fehler erst durch die Computerhilfe ans Tageslicht kommen. Dass wir unsere Gelegenheiten zuhauf nicht nutzen konnten, ist in der Summe aber doch erschreckend. In dieser Form jedenfalls haben wir in der Klasse nicht viel verloren...

 

Dennis

 

alle Diagramme auf dieser Seite erzeugt mit Fritz 10

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