Spielbericht ARCHIV
Wenn der Mannschaftsführer die Regeln nicht kennt, verpasst man den Sieg oder
Nicht aufgeben, wenn’s remis ist!
In den letzten beiden Spielzeiten war Dülmen III für uns ein dankbarer Gegner – hatte er uns doch jeweils die höchsten Saison-Siege beschert. Den Nimbus des Angstgegners für Dülmen III haben wir mit dem aktuellen Aufeinandertreffen leider abgelegt. Die Ursachen dafür sind mannigfaltig.
Es fing schon damit an, dass ich erstmalig in dieser Saison nicht aus dem Vollen schöpfen konnte, was schon daran zu erkennen ist, dass ich selbst mitspielte. Mit Timon Gebker-Erning und Lars Hagemann fehlten gleich zwei wichtige Punktelieferanten aus den beiden ersten Runden.
Michael Sauerwald bekam es an Brett 6 (!) mit dem nominell mit Abstand stärksten Dülmener zu tun. Er wurde bereits in der Eröffnung überspielt und musste als Erster die Segel streichen. Wie Michael spielte auch Werner Vanoni die Eröffnung zu verhalten. Es wurden keine Figuren oder Bauern getauscht, so dass der Platz für Werners Püppchen immer enger wurde. Am Ende wurde ein Läufer abgeklemmt, was zu seinem Verlust und Aufgabe führte. Michael Kösters hatte lange Zeit recht gut gestanden und war mit einem Bauern bis nach f7 vorgeprescht. Doch plötzlich entwickelten die gegnerischen Schwerfiguren große Aktivität, und Michaels Königsstellung erwies sich als nicht sicher. Aber ein Remis durch Dauerschach wollte er nicht. Im weiteren Verlauf fand sein König am Damenflügel keinen sicheren Hafen und wurde mattgesetzt.
Beim Stande von 0:3 sah es schon nach einem Debakel für uns aus, als ich dank Bauern- und Qualitätsgewinn auf 1:3 verkürzen konnte. Jan war mal wieder bei besserer Stellung in hochgradiger Zeitnot. Diesmal hat’s aber gereicht: Mit 15 Sekunden auf der Uhr hat er seinen Gegner mattgesetzt. Hoffnung keimte auf: Wir lagen nur noch 2:3 hinten. Allerdings hielt sich diese Hoffnung in engen Grenzen, denn Bernd Nürenberg stand mit einem Läufer weniger bereits seit geraumer Zeit auf Verlust. Es mussten also Frank Schulte-Austum und Michael Helkenberg gewinnen, um zumindest noch auf ein Unentschieden zu kommen.
Aber es kam ganz anders. Nun folgte der dramaturgische Höhepunkt des gesamten Mannschaftskampfs: Frank und sein Gegner waren beiderseits in hochgradiger Zeitnot. Laut deren Partieformulare waren 29 Züge gespielt, und beide hatten weniger als fünf Minuten auf der Uhr. Also fing ich an mitzuschreiben. In der Zeitnot stellte Franks Gegner die Dame gegen einen Turm ein, worauf Frank anfing, in der relativ offenen Stellung mit seiner Dame Schach zu bieten, um auf 40 Züge zu kommen. Es ging derart hektisch zu, dass ich mit dem Mitschreiben kaum nachkam. Zwischenzeitlich sah ich, dass Franks Gegner nur noch drei Sekunden auf der Uhr hatte, während es bei Frank noch 29 waren. Ich war sicher, dass wir die Partie durch Zeitüberschreitung des Gegners gewinnen würden, und dass Frank es auch sehen und reklamieren würde. Das tat er aber nicht. Ich leider auch nicht, und das war mein Fehler! Wie ich mir im Nachhinein hab bestätigen lassen, hätte ich sofort
beim Blättchenfall die Uhr anhalten MÜSSEN! So nahm denn das Drama seinen Lauf, und es wurde weiter geblitzt. Franks Strategie (Damenschachs bis zum 40. Zug) führte dazu, dass er genau im 40. Zug seine Dame auf ein Feld stellte, wo sie vom gegnerischen Läufer geschlagen werden konnte, was zu allem Überfluss auch noch vom Gegner gesehen wurde. Daraufhin schob Frank entnervt die Figuren zusammen und gab auf, und das war sein Fehler! Denn mittlerweile waren beide Uhren abgelaufen. Keiner der beiden Kontrahenten hatte die 40 Züge in zwei Stunden geschafft. Ein Matt war auch nicht auf dem Brett, also wäre die Partie am Ende remis gewesen!
Statt 3:3 nun also 2:4, und Bernd stand nach wie vor auf Verlust. Doch sein Gegner versäumte es, die Mehrfigur zum Bauerngewinn zu nutzen. Stattdessen wurden sämtliche übrigen Figuren abgetauscht, und es verblieben jeweils Bauerpaare auf der g- bzw. h-Linie, wobei Bernds König zwei Reihen näher bei den Bauern war. Wie es dann letztendlich zum Remisschluss kam, habe ich nicht gesehen, weil ich nach dem Drama um Franks Partie erstmal frische Luft brauchte.
Michael Helkenbergs Partie war nunmehr also bedeutungslos geworden. Ansonsten hätte es an diesem Abend noch sehr spät werden können. Denn das Brett war noch sehr voll und alle drei Ergebnisse mehr oder weniger im Bereich des Möglichen, auch wenn es bei Michael dank eines Mehrbauern zumindest zwischenzeitlich etwas besser als bei seinem Gegner ausgesehen hatte.
Beim nächsten Spieltag kommt der große Bruder von Dülmen III, nämlich Dülmen II. Da werden wir wohl noch eine Schüppe drauflegen müssen…
Norbert Temmen
Spielergebnis ARCHIV
Punkte | ||
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Gesamtergebnis | : |