Archiv 10/11 - 06.11.2010 Schach Nienberge - DJK Coesfeld
Spielergebnis 3,5:0,5
Tobias Stopka | 1963 | 1:0 | Semjon Balster | 1514 |
Dennis Webner | 1885 | ½:½ | Franz-Josef Horstmann | 1393 |
Siegmar Scharlow | 1780 | 1:0 | Michael Schröder | 1087 |
Lars Hagemann | 1683 | 1:0 | Bernhard Bosman | 1149 |
Pflichtsieg gegen DJK Coesfeld
Im Pokal wenn in den ersten Runden eine nominell schwächere Mannschaft gegen ein favorisiertes Team antritt, benutzen die Kommentatoren gerne Begriffe wie „Sensation“ oder „herbe Klatsche“ um das Ergebnis zu beschreiben. Nach dem Pokalspiel gegen Coesfeld fällt so eine Einordnung nicht so leicht und daher verzichte ich auf solche Begriffe.
Im Vorfeld war die Begeisterung für diese Runde im 4er Pokal nicht so überschwänglich, sodass wir glücklicherweise mit Siegmar aus der zweiten und Lars aus der dritten Mannschaft dennoch eine sehr gute Mannschaft zusammengestellt bekamen und natürlich nicht wirklich die Rede von einer ersatzgeschwächten Nienberger Mannschaft sein kann.
Tatsächlich begann der Mannschaftskampf vielversprechend, da sich unsere Gegner aus Coesfeld eröffnungsmäßig nicht am besten auszukennen schienen. Am schnellsten offerierte dies Siegmars Gegner an Brett 3, der die orthodoxe Verteidigung im Damengambit wählte. Er spielte diese allerdings mit einem frühen Lf5 wiederum sehr unorthodox, sodass Siegmar nach mehr oder weniger 8 Zügen und zwei Bauern auf der Habenseite schon im höheren Sinne auf Gewinn stand.
Auch Lars erwischte mit den schwarzen Steinen einen tollen Start. Der Gegner spielte zunächst Englisch, um dann aber doch noch mit e3 den d-Bauern nach d4 durchzudrücken. Vielleicht noch nicht so schlimm, allerdings in Verbindung mit einem weiteren schwächenden Bauernzug am Damenflügel dann vielleicht doch schon ein fragwürdiges Unterfangen. Während Lars mit natürlichen Entwicklungszügen diese Schwäche beackerte, verteidigte sich sein Gegner weiterhin mit anrüchigen Zügen. Lars verhinderte daraufhin die kurze Rochade des Gegners und konnte einen Angriff gegen den ungeschützten weißen König initiieren, durch den er zumindest deutlichen Materialvorteil erlangt hätte. Lars´ Gegner gab darauf die Partie auf.
Etwas später gewann auch Siegmar, nachdem sich einige Figuren getauscht hatten und er durch eine Springergabel weiteres Material gewonnen hätte. Insgesamt also eine beruhigende 2-0 Führung und schließlich sah es an den vorderen beiden Brettern auch ganz vielversprechend aus.
Dennis wollte in der Eröffnung einen Bauern opfern, welchen der Gegner allerdings ablehnte. Dies tat er jedoch auf Kosten eines Isolanis, sodass Dennis in der Folge auf jeden Fall eine deutliche Initiative besaß während der Gegner erst einmal reagieren musste.
Mein Gegner, ein aufstrebender Jugendlicher der im Sendener Challenger Turnier immerhin über 100 DWZ-Punkte zulegen konnte, überraschte mich etwas indem er 1.d4 zog. Ich witterte daraufhin das Londoner-System und wurde nicht enttäuscht. Ich wählte eine Verteidigung, wogegen man nicht die typischen Londoner-Schablonenzüge spielen sollte und gewann dadurch schnell eine Figur. Mein Gegner bekam dafür etwas Spiel am Königsflügel.
An dieser Stelle hatte ich mehrere gute Verteidigungsmöglichkeiten, ich entschied mich für die schlechteste :-).
Die Stellung war daraufhin zwar objektiv immer noch gewonnen, allerdings ziemlich unangenehm zu spielen. Letztendlich musste ich, um überhaupt Gewinnchancen zu wahren, meinen Materialvorteil wieder abgeben, sodass die Konstellation T vs S + 2 Bauern meinem Gegner in Aussicht stand. Mein Gegner hatte also die Wahl mich weiter mit Damenzügen zu stören oder ein materiell ausgeglichenes Endspiel zu bekommen, dass ich persönlich als für mich gewonnen erachtete.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Dennis seinerseits in einem Endspiel mit Dame und Turm zwei Bauern mehr, entschied sich allerdings nicht zuletzt durch meinen exponentiell steigenden Zeitverbrauch und der Situation auf dem Brett einer Zugwiederholung des Gegners nicht zu entfliehen. Objektiv war die Stellung vermutlich gewonnen, aber so spielt nun mal ein vorbildlicher Teamcaptain :-).
Mein Gegner überlegte seinerseits lange und entschied sich für das Endspiel mit Springer + 2 Bauern vs Turm, das ich bis zu meinem nächsten Zug, der einfach noch einen Bauern verloren hätte für gewonnen hielt. Mein Gegner wollte den Bauern nicht haben und das Endspiel stellte sich tatsächlich als relativ einfach gewonnen heraus.
Insgesamt also ein relativ hoher Sieg, der an sich relativ ungefährdet war. Einzig die Höhe des Sieges hätte anders aussehen können und im Prinzip war an diesem Tag so ziemlich alles zwischen einem 4-0 und einem 2,5-1,5 möglich.
Tobias