Archiv 10/11 - 15.01.2011 Schach Nienberge 03 I - SC Bocholt I
Spielergebnis 3,5 : 4,5
Kemper, Georg | 1954 | Remis | Fuest, Martin | 2084 |
Schäfer, Günter | 1966 | Remis | Stanik, Hans | 2067 |
Webner, Dennis | 1906 | 1-0 | Steiner, Karl, Dr. | 2032 |
Lipkin, Ilja | 1905 | Remis | Hunhoff, Sebastian | 1740 |
Becker, Daniel | 1904 | 0-1 | Robeling, Stephan | 1873 |
Gottkehaskamp, Stefan | 1893 | Remis | Hunhoff, Andreas | 1683 |
Schipke, Thorsten | 1897 | 0-1 | Böing, Frank | 1858 |
Kluczka, Konrad | 1817 | Remis | Wüstnienhaus, Andreas | 1892 |
Abgelehntes Nokia-Gambit
Arg ersatzgeschwächt begann das neue Jahr für uns mit einer bitteren Niederlage gegen den SC Bocholt. Da mit Hans, Rainer und Tobias gleich drei Spieler fehlten, kamen Thorsten und Konrad, die beide letztes Jahr noch für die erste Mannschaft auf Punktejagd gegangen waren, zu ihrem ersten Saisoneinsatz als Ersatzspieler.
In Thorstens Partie ging es auch gleich richtig zur Sache. Mit den schwarzen Steinen spielte er sein Lieblingsgambit, das er – nach dem Bedenkzeitverbrauch in der Anfangsphase zu urteilen – deutlich besser kannte als sein Gegner. Dieser entschied sich dann, seinen Mehrbauern zurückzugeben und eine sichere Stellung einzunehmen. Und tatsächlich war Thorstens König nach der langen Rochade alsbald weitaus mehr gefährdet, stand doch schließlich die gegnerische Dame bereits auf a7. An dieser Stelle übersah Thorsten nun das hässliche Läuferschach auf h3, wonach der König kein Feld mehr hatte und zwangsläufig Material verlorenging. In der Folge hieß es schnell 1:0 für Bocholt.
Und auch die übrigen Bretter in der unteren Hälfte lieferten kein gutes Bild ab. Stefan mühte sich mit Weiß vergeblich, den Stonewall-Aufbau seines Gegners zu knacken, und musste ins Remis einwilligen. Auch Konrad an Brett acht musste, um die gegnerischen Mattdrohungen zu neutralisieren, viel Material tauschen, und kam so ebenfalls nicht über die Punkteteilung hinaus. Diese Harmlosigkeit war quasi sinnbildlich für all unsere Weißpartien an diesem Tag.
Als dann auch noch Daniel aufgab, war der Mannschaftskampf schon so gut wie entschieden. Seine Eröffnung war alles andere als nach Plan verlaufen, so dass sein König auf e7 feststeckte, während der weiße Springer sich aufmachte, einen Bauern nach dem anderen einzusammeln. Daniel gelang es aber, Gegenspiel zu kreieren, was ihm nach einigen Ungenauigkeiten seitens des Gegners eine Springergabel auf f2 mit womöglich entscheidendem Materialgewinn ermöglichte. Ohne Not zog er dann jedoch, statt einen der beiden Türme zu schlagen, Kf6, was dem Gegner ermöglichte, besagten Springer mittels Tf1 zu fesseln. Sichtlich frustriert gab Daniel sofort auf. Zu allem Überfluss ist die Endstellung laut Computerbewertung auch noch längst nicht aufgabereif, die -
zugegebenermaßen einzige – rettende Variante hatte Daniel aber leider am Brett nicht gefunden. Somit stand es 1:3 und ausgerechnet an den oberen Brettern, wo wir nominell eher die Außenseiter waren, mussten nun dringend Punkte her.
Immerhin einen halben Zähler konnte Günter beisteuern, dessen Bedenkzeitverbrauch wieder einmal sehr gewagt anmutete. Trotz hochgradiger Zeitnot schaffte er es aber, im kritischen Moment die richtigen Verteidigungszüge zu finden und die Partie zu halten, die sein Gegner angesichts des Spielstandes mit einer Zugwiederholung beendete.
Kämpferqualitäten bewies auch Ilja, der für einen Mattangriff einen (recht wichtigen) Bauern geopfert hatte, aber weil sein Gegner sich umsichtig verteidigte, keinerlei Fortschritte machen konnte. So opferte er zum Schluss noch eine Figur hinterher, was wohl kaum korrekt gewesen sein wird. Sein Gegner entschloss sich allerdings, das Opfer nicht anzunehmen, und kurz darauf wurden ebenfalls die Züge wiederholt. Auch hier mag natürlich der Gesamtstand eine Rolle gespielt haben.
Kurz bevor diese Partie beendet wurde, ereignete sich ein potentiell folgenschwerer Vorfall an Brett eins. Georg stand eigentlich zu keinem Zeitpunkt besser, nach etwa dreißig Zügen drohte sein Gegner einfach Figurengewinn. Da er zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht viel mehr als eine Minute auf der Uhr hatte und Georg zumindest einen Freibauern auf der dritten Reihe besaß,entschloss er sich zur Vereinfachung und wickelte in ein Turmendspiel mit einem Mehrbauern ab. Hier bot er nun Remis, was Georg mit dem Hinweis ablehnte, er würde noch bis zum 40. Zug warten wollen. Just in diesem Moment klingelte dann das Handy des Bocholter Spitzenspielers, was augenblicklich die bis dahin vorherrschende glückliche Entspannung auf den Gesichtern seiner Mannschaftskollegen dem blanken Horror weichen ließ, wussten sie doch, dass der lange Zeit völlig ungefährdete Mannschaftssieg urplötzlich in akuter Gefahr war.
Georg allerdings, in der Annahme, der Mannschaftskampf sei ohnehin bereits entschieden, sagte...nichts, und spielte unbeirrt weiter, da er sich der Tatsache bewusst war, dass er die Stellung mit normalen Mitteln niemals würde gewinnen können. So einigte man sich an diesem Brett bald auf Remis und der Bocholter Sieg stand fest.
So war mein Schwarzsieg an Brett drei nur noch Ergebniskosmetik, und auch dieser entsprach nicht unbedingt dem Spielverlauf.
Auf Grund einiger so nicht unbedingt zu erwartender Ergebnisse am fünften Spieltag sind wir nun von Platz vier auf Rang acht abgerutscht, punktgleich mit dem Tabellenneunten und nur noch zwei Punkte vor dem Letzten. Mit anderen Worten: Wir sind zurück im Abstiegskampf, sollten wir ihn überhaupt jemals verlassen haben.
Will man am Ende des (Spiel-)Tages ein Fazit ziehen, so muss man festhalten: Wir sind zu nett. Zu nett, um auf unumstößliche Regeln zu bestehen, zu nett, um den Punkten für die Tabelle alle anderen Maßstäbe unterzuordnen. Das mag man beurteilen, wie man will, Fakt ist aber, dass Bocholt an diesem Tag die bessere Mannschaft war und somit verdient gewonnen hat.
Nun bleibt gar nicht allzu viel Zeit, um darüber nachzudenken, was gewesen wäre, oder würde sein können, wenn...
Denn bereits in drei Wochen steht das nächste Spiel auf dem Programm, hoffentlich mit einer besseren Nienberger Aufstellung und idealerweise wieder mit dem einen oder anderen Mannschaftspunkt.
Dennis